Eine ungewöhnliche oder seltene Beobachtung ist eine der vielen großen Freuden der Vogelbeobachtung. Eine der wesentlichsten Aufgaben bei einer solchen Entdeckung ist die Dokumentation des Beobachteten: So wird sichergestellt, dass jede ungewöhnliche Vogelbeobachtung auch von anderen nachvollzogen werden kann!


Was ist „Dokumentation"?

„Dokumentation" besteht aus schriftlichen Kommentaren, Fotos, Audioaufnahmen oder Videos zu einem oder mehreren beobachteten Vögeln. Die Dokumentation liefert entscheidende Belege für eine ungewöhnliche oder unerwartete Beobachtung. Es ist wichtig, dass Sie immer versuchen, die bestmöglichen Belege zu liefern. Je mehr Belege Sie einreichen, desto leichter ist es für andere, Ihre Meldung nachzuvollziehen!


Wann sollte ich Beobachtungen dokumentieren?

Sie werden um Dokumentation gebeten, wenn die automatischen eBird-Filter für die Datenqualität eine ungewöhnliche Art oder Zählung in Ihrer Checkliste feststellen. Es kann sein, dass Sie die Checkliste nicht einreichen können, ohne vorher einige Kommentare zu dieser Beobachtung hinzuzufügen. Auch wenn der automatische Filter nicht aktiv wird, empfehlen wir eBirdern, ungewöhnlichen Beobachtungen in ihren Checklisten zu dokumentieren. Ein paar kurze Kommentare zu dem, was Sie gesehen oder gehört haben, liefern anderen eBirdern und regionalen Reviewern wichtige Informationen und können Ihnen noch Jahre später als schöne Erinnerung dienen. 


Die Dokumentation gilt auch für Zählungen! Wenn Sie aufgefordert werden, eine ungewöhnliche Zählung einer Art zu dokumentieren, können Sie ein Foto des Schwarms machen und/oder beschreiben, wie Sie gezählt haben und warum Sie sicher sind, dass Ihre Zahl korrekt ist. Zum Beispiel: „genaue Zählung aller Individuen des großen Schwarms" oder „geschätzte Zählung von 100er Gruppen, während sie vorbei flogen". (Lesen Sie mehr über die verschiedenen Arten der Vogelzählung).


Was gilt nicht als Dokumentation?

Bei eBird werden lediglich Notizen, Aufzeichnungen oder Fotos von wildlebenden Vögeln als Dokumentation gewertet. Wir betrachten Spuren, Federn, Nester, Eier, Gewölle usw. nicht als „Dokumentation".  Bitte verwenden Sie auch keine Fotos, Videos und Audios von anderen Zeitpunkten, Orten oder Personen als Dokumentation; alle Medien sollten von Ihnen selbst zur gleichen Zeit wie die Checkliste aufgenommen werden.


Wie dokumentiere ich Beobachtungen? 

 

Die Dokumentation Ihrer Beobachtungen ist sowohl wichtig wie auch einfach! Alle eBirder können ihre interessanten Beobachtungen umfassend dokumentieren, wenn sie zwei einfache Schritte befolgen: 1) Fügen Sie nach Möglichkeit Belege bei, 2) schreiben Sie eine detaillierte Beschreibung. Sehen Sie sich unser Online-Tutorial eBird Essentials (englisch) an, oder lesen Sie die folgenden Tipps, um mehr zu erfahren.




1. Sammeln Sie physische Belege

Fotos und Audioaufnahmen sind die bestmögliche Dokumentation. Selbst Medien von schlechter Qualität können eine Identifizierung schlüssig begründen. Lesen Sie in unserem Artikel, wie Sie Fotos und Audiodateien hochladen können. Davon profitieren beide Seiten: Sie haben ein dauerhaftes, kostenloses Archiv Ihrer Dokumentation seltener Vögel in eBird, und Ihre Medien tragen außerdem zu einem umfangreichen wissenschaftlichen Archiv in der Macaulay Library bei.



Dokumentation einer hohen Zählung eines Raufußbussards durch Karl Bardon (S50147388).


Sie brauchen keine spezielle Kamera oder teure Aufnahmegeräte, um einen physischen Beleg zu erstellen. Auch ein durch ein Fernglas „digiskopiertes" Foto oder eine Audioaufnahme mit Ihrem Smartphone ist eine wertvolle Dokumentation!



Sie haben kein Foto oder keine Audioaufnahme machen können? Das ist kein Problem! Siehe unsere Tipps für schriftliche Dokumentationen weiter unten. Bitte laden Sie keine Medien von einer anderen Beobachtung oder einem anderen Beobachtenden als Dokumentation Ihrer Meldung hoch - schreiben Sie stattdessen detaillierte Notizen!


2. Erstellen Sie eine ausführliche schriftliche Beschreibung

Nicht jeder hat in jeder Beobachtungssituation Zugang zu einer Kamera oder einem Aufnahmegerät. Auch das beste Foto kann Ihr persönliches Erlebnis nicht ersetzen. Eine detaillierte, gründliche schriftliche Beschreibung dessen, was Sie gesehen oder gehört haben, kann mit oder ohne physische Beweise äußerst hilfreich sein. Erfahrungsgemäß trainiert die Anfertigung von Notizen zu Beobachtungen im Feld die Fähigkeiten der Vogelidentifikation und hilft Ihnen so, noch mehr von Ihren Beobachtungen zu profitieren. Im Folgenden finden Sie einige Tipps, was Sie in Ihrer Beschreibung schreiben sollten.


Das Wertvollste, was Sie in einer schriftlichen Beschreibung tun können, ist, genau wiederzugeben, was Sie beobachtet haben: entweder, wie Sie die Vögel gezählt haben, wenn es sich um eine „hohe Anzahl" handelt, oder welche Feldmerkmale Sie bei einer seltenen Art beobachtet haben. Weitere Informationen darüber, was eine gute Vogelbeschreibung ausmacht, finden Sie in unserem Abschnitt „Elemente einer Vogelbeschreibung" und in diesem sehr hilfreichen Artikel von Dave Irons (englisch).


Elemente einer Vogelbeschreibung

Im Folgenden hat eBird-Reviewer Lauren Harter die Elemente einer schriftlichen Vogelbeschreibung fachkundig zusammengefasst, und zwar in der Reihenfolge von den wichtigsten bis zu den eher ergänzenden. Denken Sie daran: Jede Information, die Sie geben, ist nützlich, und mehr Informationen sind immer besser! 


Am wichtigsten:

Notieren Sie diagnostische Merkmale

Die meisten Vögel haben eindeutige Merkmale, die sie selbst von sehr ähnlich aussehenden Verwandten unterscheiden. Geben Sie in Ihrer Beschreibung die markanten Merkmale an, die Ihnen bei der Identifizierung eines ungewöhnlichen Vogels geholfen haben. Zum Beispiel: „unvollständiger Augenring", „zwei weiße Flügelbinden" oder „unverwechselbarer, wiederholter Warnruf". Als Faustregel gilt, dass Sie versuchen sollten, mindestens drei unabhängige, diagnostische Merkmale anzugeben, die Sie gesehen oder gehört haben. Im Zweifelsfall beschreiben Sie alle Merkmale, die Sie beobachtet haben.


Erklären Sie, wie ähnliche Arten ausgeschieden wurden

Diese Kategorie ist oft wertvoller als die Beschreibung des Vogels selbst! Manchmal ist dies nicht erforderlich - es ist schwer, irgendetwas mit einem männlichen Rosenstar im Prachtkleid zu verwechseln. Aber was ist mit Arten, die ähnlich aussehen? Wenn Sie z.B. einen Zwergschnäpper außerhalb des Verbreitungsgebiets melden, reicht diese Beschreibung nicht aus: „kleiner, bräunlicher Vogel mit hellem Bauch und rötlicher Kehle". Das könnte genauso gut ein Rotkehlchen beschreiben. Bei den meisten seltenen Vögeln ist eine Erklärung sehr hilfreich, wie Sie ähnlich aussehende Arten ausschließen konnten.




Machen Sie detaillierte Notizen im Feld

Am besten machen Sie Notizen zu Ihren Beobachtungen direkt, wenn Sie die Vögel sehen oder hören. Im Feld geht das am besten mit der eBird-App. Wie hat der Vogel ausgesehen? Wie ist sein Verhalten? Gibt er Laute von sich?  Selbst wenn Sie ein Foto, ein Video oder ein Audio aufnehmen können, sind „Live"-Beschreibungen immer noch sehr nützlich. Wenn Sie sich daran gewöhnen, eine Vogelbeschreibung im Feld zu verfassen, schärfen Sie gleichzeitig Ihre Beobachtungsgabe. 


Notieren Sie Alter und Geschlecht

Wenn es bestimmt werden kann, ist die Angabe von Alter und Geschlecht des Vogels bzw. der Vögel wichtig und sollte ein wesentlicher Bestandteil Ihrer Vogelbeschreibung sein. Viele Vögel sehen je nach Alter und Geschlecht ganz anders aus, was ihre Identifikation erheblich erleichtern oder erschweren kann! 


Erkennen Sie die Seltenheit der Sichtung

Wenn Sie die Beobachtungen in eBird durchsuchen, haben Sie vielleicht Bemerkungen wie „*spät im Jahr" „**sehr selten" „***Erstbeobachtung für das Bundesland!" oder „****MEGA!!!" bemerkt. Wir unterstützen diese Anmerkungen als Hinweis darauf, dass Beobachtende wussten, dass die Beobachtung ungewöhnlich war. Hier sind nur einige Beispiele für Dinge, die Sie sagen könnten, um Reviewer wissen zu lassen, dass Sie sich Gedanken über die Sichtung gemacht haben: 

„Meine Jahres-Erstsichtung, früh in diesem Jahr"

 

„Ich suchte einen Schwarm Stare ab und hoffte auf einen Rosenstar, der eine Erstsichtung für den Landkreis wäre, und als ich diesen Vogel sah, vermutete ich, dass ich einen entdeckt hatte.”


Ergänzende Angaben:

Die folgenden Punkte sind die gebräuchlichsten Elemente von Vogelbeschreibungen in eBird, aber die Beobachtenden hören hier oft auf und beschreiben den betreffenden Vogel nicht wirklich. Die nachstehenden Elemente reichen für sich genommen meist nicht aus, um eine Art angemessen zu dokumentieren. Bitte machen Sie oben beschriebenen wichtigsten Angaben! 

 

Erläutern Sie Ihre Erfahrung mit dieser Art im Vergleich zu ähnlichen Arten

Vielleicht kennen Sie sich mit dieser Art aufgrund Ihrer Reisen in andere Länder aus; dies kann ein guter Hinweis sein. Denken Sie jedoch umgekehrt daran, dass „ich habe diese Art schon oft im Garten gesehen" wahrscheinlich nicht ausreicht, damit die Meldung anerkannt wird. Dies kann sogar ein Warnzeichen sein, da es darauf hindeutet, dass der Vogel in der Annahme, er sei häufig, nicht sorgfältig beobachtet wurde. Tatsächlich machen reisende Vogelbeobachter häufig falsche Angaben, weil sie eine Art für häufig halten, obwohl sie dort, wo sie diese beobachten, tatsächlich selten ist.


Handelt es sich um ein bereits bekanntes Individuum?

Wenn Sie wissen, dass es sich um einen bereits bekannten Vogel handelt, ist es wichtig, ihn als solchen zu kennzeichnen. Auch wenn Sie sich nicht sicher sind, sollten Sie Ihren Verdacht notieren. Zum Beispiel: „Möglicherweise der Vogel, der hier vor einem Monat gesehen wurde." Wenn es sich jedoch nicht um dasselbe Exemplar handelt, sondern um eines, das mit einem solchen verwechselt werden könnte, sollten Sie dies ebenfalls vermerken: „Das ist nicht der Vogel, der vor einem Monat hier gesehen wurde. Das war ein adulter Vogel und dies ist ein Jungvogel." Manchmal reicht bei einer anerkannten Seltenheit die Angabe „weiterhin anwesend” aus. Wenn Sie Fotos haben, schreiben Sie etwas wie „weiterhin anwesend, Fotos folgen". Natürlich schadet es nie, auch eine anerkannte Rarität mit weiteren Informationen zu dokumentieren. Es könnte sein, dass Ihre Beobachtung das letzte Mal war, dass dieser Vogel beobachtet wurde. Dann sind solche Informationen sind besonders wertvoll. 


In welchem Habitat wurde er gesichtet?

Einige Vögel sind sehr wählerisch, was ihr Habitat betrifft, und es kann schwierig sein, vom Beobachtungsort auf das genaue Habitat zu schließen. Es kann sehr hilfreich sein, die Höhe, den Habitattyp, die vorherrschende Vegetation, nahe gelegene Gewässer usw. zu notieren.


Wo saß der Vogel? Wann ist er abgeflogen?

Beispiel: „Der Vogel saß auf einem toten Eichenpfahl, etwa drei Meter vom zweiten Wasserfall entfernt und etwa einen Meter über dem Boden. Nachdem er mich um die Ecke kommen sah, blieb er etwa 10 Sekunden lang sitzen, bevor er davonflog." Es ist hilfreich, genau zu wissen, wo sich der Vogel aufhielt, falls andere die Beobachtung selbst nachvollziehen wollen, und das Verhalten kann bei der Bewertung einer Meldung hilfreich sein. Aber für eine Meldung, die als zu dokumentieren markiert wurde, reicht das nicht aus.


Wie war die Entfernung zum Vogel, Beleuchtung, verwendete optische Geräte, Dauer der Beobachtung?

Diese und ähnliche Angaben können vor allem bei sehr seltenen Beobachtungen wichtig sein und werden häufig von Seltenheitskommissionen angefordert.


Begleitende Beschreibung

Begleitende Beschreibungen sind wertvoll. Sie tragen dazu bei, die Beobachtung in einen Kontext zu stellen, und helfen Ihnen, sich noch Jahre später daran zu erinnern. Manchmal enthalten sie wertvolle Informationen, wie Tageszeit, genauer Standort, Wetter oder andere Beobachtende. Im Allgemeinen sind sie jedoch keine Hilfe bei der Auswertung der Aufzeichnung, da sie keine Dokumentation des Vogels selbst enthalten. Beispiel: „Ich machte gerade eine Pause von den Vorbereitungen für den Familienurlaub nächste Woche und beschloss, einen Spaziergang zu machen. Ich ging unten am Bach entlang, ganz langsam, weil es schlammig war, und dachte über das Leben nach usw. usw., als ich diesen Vogel entdeckte!" 


Ein großes Dankeschön an Reviewer Lauren Harter, die einen Großteil des Inhalts für diesen Artikel beigesteuert hat!